Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

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Ralf53

71, Männlich

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Honda

Beiträge: 3

Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Ralf53 am 19.11.2023 15:58

Das Piemont, lat. „pedes montium" - zu Füßen der Berge - bietet fahrerische, landschaftliche und kulinarische Genüsse in einer Region, die für ihre weißen Trüffel, „Mon Cheri"-Kirschen und ihre Weine bekannt ist. Die Langhe, die ‚Toskana Piemonts', ist dabei ebenso reizvoll wie die abgelegenen und ursprünglichen Täler der italienischen Westalpen.

On the road to Italy

Es ist ein Samstag im September. Noch 100 km bis zum Zwischenziel in Beaune. Entspannt rolle ich in Frankreich auf der A31 und ziehe meine Honda Silver Wing hinter mir auf dem Trailer südwärts. Plötzlich ein metallisch schleifendes, „ungesundes" Geräusch hinter mir. Von 100 auf 0 Km/h in gefühlten
3 Sekunden. Der Rundgang auf dem Seitenstreifen gibt Gewissheit - vom linken Reifen des Trailers sind nur noch Fetzen übrig. Wer sich jemals über eine unverständliche Durchsage am Kölner Hauptbahnhof beschwert hat, wird dies niemals wieder tun, wenn er mal an einer Notrufsäule an einer französischen Autobahn bei 35 Grad gestanden hat. Meine französische Gesprächspartnerin hätte auch chinesisch sprechen können, es war (fast) nichts zu verstehen. Dennoch dauert es gefühlt keine 10 Minuten, dann ist die Straßenwacht vor Ort. Montag oder Dienstag sei mit einer Reparatur zu rechnen; dann sehe ich meinen Anhänger samt Honda Silver Wing auf der Laderampe des Werkstattwagens am Horizont entschwinden.

Wir müssen also etwas umplanen. Glücklicherweise ist unser Zimmer in Beaune noch 2 Nächte länger frei. Email nach Italien, dass wir erst später kommen können. Am Montag sind tatsächlich 2 neue Reifen da, dafür bin ich 300 € ärmer. Beaune ist zwar eine sehenswerte Stadt, dennoch sind wir froh, als es am nächsten Morgen endlich weitergeht. Noch einmal werden wir zur Kasse gebeten. Die 12.870 m lange Röhre des Fréjus-Straßentunnels, welche die Pointe de Fréjus (2.932 m) im Mont-Cenis-Massiv unterquert und Modane im Hochsavoyen (Frankreich) mit Bardonecchia im Piemont (Italien) verbindet, macht uns 51 € (!) ärmer; da muss man schon schlucken. Am späten Nachmittag erreichen wir dann ohne weitere Zwischenfälle unsere Unterkunft, das Agriturismo „Locanda dei Cacciatori" in Somano.

Colle Fauniera, Colle dei Morti oder Col Cuneo?

Wir rollen durch die Ebenen des nördlichen Piemont. Das Land um die Provinzhauptstadt Cuneo ist flach und unspektakulär. Spannung erzeugen lediglich die in schöner Regelmäßigkeit an den Ortsein- und Ortsausgängen stehenden, orangefarbenen Blitzer.
Es zieht uns zum „Colle Fauniera", einen der spannendsten und schönsten Pässe in Norditalien, der aber dennoch (noch) als Geheimtipp gilt.
Vor uns sollte sich eigentlich das Bergpanorama der Seealpen erheben, doch die Berge der „Cottischen Alpen" verstecken sich in einer dichten Wolkenwand. Dann plötzlich, als ob ein Hüne alle Hügel ins Landesinnere geschoben hätte, wachsen Erhebungen aus der Erde empor, eine nach der anderen. In Demonte im Tal des Flusses Stura zweigt das Seitental Vallone dell'Arma ab. Hier beginnt der Anstieg zum Colle Fauniera, auch Colle dei Morti oder - um die Verwirrung komplett zu machen - auch als Col Cuneo bezeichnet. Der Fauniera ist kein Übergang mit klangvollem Namen, kann es aber mit den berühmteren französischen Nachbarn wie dem Col de la Bonette, dem Col de Vars oder dem Col de Cayolle locker aufnehmen.
Zunächst schlängelt sich das Sträßchen relativ gemütlich den Berg hoch. Vereinzelte Häuser, die still und leer erscheinen, stehen am Wegesrand. Der Verkehr beschränkt sich auf einen gelegentlich entgegenkommenden Fiat 500. Wir gewinnen an Höhe, erreichen die Wolken und dann umgibt uns eine trübe Nebelsuppe, die uns die nächsten Kilometer begleiten wird. Ich fahre fast mehr nach Gehör als auf Sicht. Kein Wind, kein Mensch, keine Fahrzeuge; nichts, außer ein paar scheuen Murmeltieren. Das rissige, nur von unzähligen Teerflicken zusammengehaltene Sträßchen ist streckenweise schmal, sehr (!) schmal, was ich auch am zupackenden Griff der besten Sozia der Welt merke. Der Asphalt ist rau wie eine Kuhzunge. Gelegentlich liegen Felsbrocken auf der Fahrbahn. Der piemontesische Riese „Colle Fauniera (Colle dei Morti)" genießt den etwas zweifelhaften Ruf, dass sich seine Passstraße in Auflösung befände. Dem würde ich - zumindest was die Südauffahrt von Demonte aus betrifft - nicht widersprechen wollen. Die Strecke ist dennoch sowohl fahrerisch als auch punkto Landschaft jeden Kilometer wert! Mit jedem Kilometer werden die Hänge steiler, die Felsen schroffer. Kurve um Kurve zieht es die 600er Silver Wing dem Pass entgegen. Wir nähern uns stetig dem 1.840 m hohen „Colle di Caccia", der als solcher allerdings leicht zu verpassen, da im Grunde ein Scheitel kaum vorhanden ist.
Je höher wir kommen, umso mehr weichen die Bäume zurück und mit ihnen der Nebel. Sonne durchbricht den Dunst. Der Blick ist nun frei auf kantige, von kleinen Wolken umspielte Berggipfel, vereinzelte Schotterhänge und braun-grüne Almen. Das Teerband führt uns in ein Hochtal mit schönen, gut einsehbaren Kurven. Am „Colle Valcavera" (2.421 m), von dem in Westrichtung die bis zum „Colle del Preit" (2.083 m) führende „Maira-Stura-Kammstraße" abzweigt, lasse ich den Motor der Siwi verstummen. Tiefe Einsamkeit umgibt uns hier oben und eine wunderbare Natur. Hier könnte man ewig verweilen, doch „der Berg ruft". Wenige 100 m weiter kommt uns bergseitig ein Jeep entgegen. Meine Sozia entscheidet sich spontan abzusitzen und ein Stück zu Fuß zu gehen, während die Siwi im Schneckentempo daran vorbei kriecht. Tipp: nie in den Abgrund schauen! Kurz darauf stehen wir mit unserem Scooter auf dem Scheitel des „Colle Fauniera" (2.481 m) und lassen unsere Blicke in eine unendliche Weite schweifen. Im Tal weiße Wolkenbänke. Ein echtes Traumpanorama.

Auf der Passhöhe steht sogar ein Denkmal für den 2004 verstorbenen italienischen Radrennfahrer Marco Pantani; eine lebensgroße Statue, die „Il Pirata" auf seinem Rad darstellt.
Wir überwinden den „Colle del Vallonetto" (2.447 m) und genießen am Rifugio Fauniera in der Herbstsonne ein leckeres Schinkenbrot.
Auf der Abfahrt zum „Colle d'Esischie" (2.370 m), der in einer markanten Einkerbung zwischen dem Rocce Ciarmetta (2.553 m) und dem Monte Pelvo (2.555 m) liegt, öffnet sich uns ein herrlicher Ausblick westwärts in den Talkessel des Marmoratals und die umgebenden Berge (Monte la Bianca 2.745 m, Becco Grande (2.775 m).
Wo kann man schon mal ein Quartett solcher Passgiganten auf einen Streich erleben - noch dazu in solch einer grandiosen Landschaft?

Wie es weitergeht lest ihr auf meiner Homepage. Dazu viele Videos, Bildergalerien und GPS-Tracks. Viel Spass ;-

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Burgi21

63, Männlich

  Eisenarsch

. Suzuki

Beiträge: 4185

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Burgi21 am 19.11.2023 16:27

Hallo Ralf
Wie immer bei deinen Touren top Berichte kenne deine Seite schon Zeit JahrenGruß Bert

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Momolein

65, Männlich

  Rollerfahrer

Honda

Beiträge: 194

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Momolein am 19.11.2023 16:30

Super schöner bericht, danke dafür. Und solche Erlebnisse bleiben dauerhaft in der Hirnschale, geht mir auch so, mit den Anekdoten und Pannen im Inn-und Ausland.

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Kurti

53, Männlich

  Eisenarsch

. Suzuki Roller Fahrgemeinschaft Mittelfranken

Beiträge: 1300

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Kurti am 19.11.2023 16:40

super Bericht sehr schön zu Lesen
Gruß Kurti

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Pehani

61, Männlich

  Weltenbummler

. 1-Yamaha

Beiträge: 2373

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Pehani am 19.11.2023 16:56

Servus
top Bericht, 👍. Ein Trailer hinter meinen Camper fehlt mir auch noch. 

Grüsse aus Meitingen
Peter
Herbsttour 2024 - Nmax 155
Yamaha Nmax 155
Pehani - You Tube

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Kellerrolli

65, Männlich

  Weltenbummler

. Kymco RfF

Beiträge: 3967

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Kellerrolli am 19.11.2023 17:09

Super toller Bericht und Bilder .  Da könnte man ja gleich losfahren .

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Westfale

71, Männlich

  Tourenfahrer

. 1-Yamaha

Beiträge: 298

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Westfale am 19.11.2023 17:59

Hallo Ralf

Wieder ein toller Bericht von Dir.
Danke👏👏👍👍 🛵 

Grüße vom Kamener Kreuz

Theo 

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Roland

56, Männlich

  Tourenheld

. Honda Roller Fahrgemeinschaft Mittelfranken

Beiträge: 2431

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Roland am 19.11.2023 19:29

Schöner Bericht.


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Rhoeni

63, Männlich

  Tourenheld

Kymco Rollerfreunde Unterfranken

Beiträge: 2066

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von Rhoeni am 20.11.2023 07:40

Ralf, deine Berichte sind immer super geschrieben. Man sieht sogar ohne Bilder irgendwie die Straße, das Wetter und die Gegend dort.
Bin da immer mit Begeisterung am lesen.

Gruß aus der schönen Rhön, Klaus
Spritmonitor.de Xciting S400i
Spritmonitor.de AK550 Premium

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stormy.monday

64, Männlich

  Tourenfahrer

. Honda

Beiträge: 133

Re: Motorrollertour Piemont - Zu Füßen der Berge

von stormy.monday am 21.11.2023 14:45

Habe es sehr genossen, mit Dir unterwegs sein zu dürfen!
Toller Bericht, danke schön.

Fahre niemals schneller als Dein Schutzengel fliegen kann...

 

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